Weniger Straßenverkehr führt zu niedrigeren Stickstoffdioxidwerten (NO2). Auch der Corona-bedingte Rückgang des Verkehrs hat in den vergangenen Wochen zu einer Abnahme der Luftbelastung geführt. Dies zeigen aktuelle Auswertungen der Luftqualitätsmessdaten aus Nordrhein-Westfalen für den Zeitraum vom 16. März bis 14. April 2020. Gegenteilige Behauptungen, die auf Momentaufnahmen beruhen, sind schlicht falsch.
Die Auswertungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Nordrhein-Westfalen an Verkehrsmessstationen kommen zu dem Ergebnis, dass die NO2-Belastung deutlich gesunken ist. Dennoch sind die für den Verkehr typischen NO2-Maxima am Morgen und Nachmittag nach wie vor erkennbar, jedoch niedriger als sonst.
Dies bestätigen auch Auswertungen aus anderen Bundesländern. Eine Aussage über die für die Beurteilung der Luftqualität maßgeblichen Jahresmittelwerte ist aufgrund dieser kurzzeitigen Beobachtung nicht möglich. Je länger die verkehrsarme Zeit andauert, umso wahrscheinlicher wird dies in der Bilanz am Ende des Jahres zu erkennen sein.
Den Verkehr können wir ändern, das Wetter nicht
Neben den Emissionsquellen spielt auch das Wetter eine Rolle, weil es die Ausbreitung der Luftschadstoffe beeinflusst. So führen Regen und Wind zur Auswaschung beziehungsweise schnelleren Verdünnung und damit zu einer Verringerung der Luftschadstoffbelastung. Das ändert aber nichts an der Verursachung der Schadstoffbelastung durch den Verkehr. Und den Verkehr können wir ändern, das Wetter nicht.
Aber auch ohne Corona wird die Luft kontinuierlich besser. Dies belegen die jährlichen Auswertungen unserer TÜV-geprüften Landesmessstationen. In Nordrhein-Westfalen wird der Stickstoffdioxid-Grenzwert für den Jahresmittelwert von 40 µg/m³ Stickstoffdioxid inzwischen an 112 von 128 Messstellen (2019) eingehalten.
Im Jahr 2017 lagen die NO2-Messwerte noch in 27 Kommunen an einzelnen Stellen über dem geltenden Grenzwert, 2019 waren es noch acht Kommunen. Dies ist ein großer Erfolg, der zeigt, dass unsere ambitionierten Luftreinhaltepläne wirken und die – übrigens primär verkehrsbezogenen – Maßnahmen greifen. Unser Ziel ist es, dass 2020 keine Messstellen mehr Grenzwertüberschreitungen aufweisen.
Und dieser positive Trend könnte noch größer sein, wenn die Automobilindustrie konsequent mitziehen würde. Jetzt ist die große Chance, nach der Krise mit wirkungsvollen Nachrüstsystemen, umweltfreundlichen Antriebssystemen und neuen Mobilitätskonzepten in die Zukunft zu starten. Neue Modelle brauchen nicht mehr PS, sondern weniger Umweltbelastung. Aktuell diskutierte Förderprogramme sollten sich an dieser Prämisse ausrichten.
Kommunen müssen Luftreinhaltepläne zügig umsetzen
Gemeinsames gesellschaftliches und politisches Ziel muss es sein, die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen, die Mobilität der Menschen und der Unternehmen zu erhalten und sie dabei so emissionsarm wie möglich zu gestalten.
Die Kommunen müssen die Luftreinhaltepläne und die darin vereinbarten Maßnahmen zügig und konsequent umsetzen, damit die Stadt- und Verkehrsplanung zukunftsgerecht gestaltet wird. Dann wird die Belastung nachhaltig weiter sinken und das Leben und Arbeiten auch an verkehrsreichen Zonen an Attraktivität gewinnen. Dass der Autoverkehr unstrittig eine zentrale Quelle für Stickstoffdioxid ist, muss ja nicht immer so bleiben.