Deutschland hat gewählt. Die kommenden Wochen und Monate werden geprägt sein von den Verhandlungen der künftigen Regierung. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf dem Mobilitätsbereich liegen. Die Herausforderungen des Sektors sind wohlbekannt: Emissionen reduzieren, der internationale Innovations-Wettbewerb oder Chancengleichheit bei der Mobilität in ländlichen versus urbanen Gebieten.
Wollen wir in Europa auch zukünftig vorn mitspielen, wenn es um die neuesten Entwicklungen im Mobilitätssektor geht, kommen wir an einer Digitalstrategie, die Souveränität als Ziel hat, nicht vorbei.
Zum einen gibt es heute bereits globale digitale Player, die Zugriff auf enorme Datenmengen haben und diese Marktmacht hervorragend zu nutzen wissen. Das macht es Wettbewerbern häufig sehr schwer, neue Geschäftsmodelle auf dem Markt zu etablieren, Thema: common level playing field.
Zum anderen bleiben viele Daten, die im Mobilitätsbereich anfallen, immer noch ungenutzt. Die Gründe dafür sind vielfältig: sei es weil Unternehmen deren monetären Wert nicht erkennen, sei es weil sie unsicher in Bezug auf deren rechtliche Nutzung sind oder weil es schlicht an Know-how mangelt.
Im Auftrag der Bundesregierung
Um digitale Innovationen im Verkehrssektor anzustoßen, bedarf es daher eines transparenten, fairen, vertrauensvollen und souveränen Austauschs von Mobilitätsdaten, an dem alle Akteure gleichberechtigt teilnehmen können.
Vor diesem Hintergrund beauftragte die Bundesregierung vor 15 Monaten acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, eine Plattform für Mobilitätsdaten zu schaffen. Das Ziel: Innovatoren bei der Entwicklung datenbasierter innovativer, umwelt- und nutzerfreundlicher Mobilitätskonzepte zu unterstützen und alle gleichermaßen an den Wertschöpfungspotenzialen der Datenökonomie teilhaben zu lassen – auf Basis gemeinsamer europäischer Werte und im Interesse einer souveränen Gesellschaft.
Heute können wir sagen: Wir haben geliefert. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur haben wir gemeinsam mit vielen Unternehmen und Institutionen den Mobility Data Space (MDS) entwickelt – einen gemeinsamen Standard für den souveränen Datenaustausch im Mobilitätssektor für Deutschland und Europa.
Dabei ist die Community des Mobility Data Space so vielfältig wie der Mobilitätssektor selbst: Die Plattform wurde von mehr als 200 Stakeholdern geschaffen – talentierte und engagierte Menschen aus globalen Unternehmen, Start-ups, lokalen Behörden, Forschungsinstituten und Regierungsstellen.
Alle Teilnehmer haben sich den Zielen eines souveränen Datenaustausches verschrieben: dem Aufbau einer dezentralen Struktur für alle relevanten Daten im Mobilitätssektor unter Einhaltung von Datenschutzstandards, die auf europäischen Werten basieren, und der Schaffung eines gemeinsamen level playing fields, in dem jeder Stakeholder frei entscheiden kann, unter welchen Bedingungen seine Daten verwendet werden. Diese Sammlungsbewegung der Teilnehmer aus dem öffentlichen wie auch aus dem privaten Bereich ist eine wesentliche Voraussetzung, um die in der Digitalökonomie so wichtigen Netzwerkeffekte zu erzielen.
Weitere Datenräume sollen entstehen
Kommende Woche stellen wir der Öffentlichkeit auf dem ITS-Kongress in Hamburg zum ersten Mal die Ergebnisse vor. Teilnehmer der Mobility-Data-Space-Community werden die ersten Anwendungsfälle präsentieren, die auf Basis des Mobility Data Spaces entstanden sind.
Die Community ist darauf angelegt zu wachsen und Grenzen zu überschreiten – nicht nur zwischen Ländern, sondern auch zwischen Sektoren. Denn für die Mobilität der Zukunft sind viele Informationen von Bedeutung: von der Auslastung der Stromnetze, über die Luftqualität bis hin zum aktuellen Wetter. Im Mobility Data Space soll daher die gesamte Palette mobilitätsrelevanter Daten abgedeckt werden. Unter Berücksichtigung des GAIA-X-Ökosystems – eines europäischen Netzwerks von Datenräumen – ist der Mobility Data Space zudem anschlussfähig an andere Plattformen.
Diese Vernetzung schafft einen Wert, der größer ist als die Summe aller Teile. Was wir in den letzten Monaten mit dem Mobility Data Space entwickelt haben, soll als Blueprint für weitere Datenräume dienen. Der Mobility Data Space ist damit ein wesentlicher Beitrag für die digitale Souveränität in Europa.