Fahrerlos und alles mit allem vernetzt, so sieht die Mobilität der Zukunft aus, die in dieser Woche auf dem ITS Weltkongress in Hamburg präsentiert wird. Dazu soll das gesamte Verkehrssystem „smart“ werden. Intelligent ist ein Verkehrssystem, wenn alle Verbraucher:innen einfacher, zuverlässiger und klimaverträglicher mobil unterwegs sein können. Der Zündschlüssel ist der Komfortmaßstab für App-basierte neue Mobilität. Eine Fahrt muss mit wenigen Klicks jederzeit mit einer passenden Kombination von Verkehrsmitteln zuverlässig gebucht und bezahlt werden können. Die Zeit des Klein-Klein der vielen Projekte muss endlich vorbei sein: Überzeugende Innovationen in der Mobilität müssen Menschen begeistern und dafür sorgen, dass sie ihr Mobilitätsverhalten verändern.
Dafür müssen Innovationen erfahrbar und ständig Gesprächsthema sein. Bei der Einführung von fahrerlosen Fahrzeugen ist die Gesellschaft jedoch weiterhin gespalten. Nach einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) hat nur eine Minderheit mitbekommen, dass vor der Sommerpause das Gesetz zum autonomen Fahren verabschiedet wurde.
Interesse an der neuen Technologie in der Bevölkerung
Trotzdem würden knapp die Hälfte der Befragten die dort vorgesehenen Anwendungsfälle wie fahrerlose Shuttle oder Pendelbusse nutzen wollen. 45 Prozent würden vollautomatisierte und fahrerlose Parkfunktion in speziellen Parkhäusern nutzen. Drei von zehn Befragten sind unschlüssig. Die nächste Bundesregierung steht vor der Herausforderung, die Bürger:innen von dem anstehenden Mobilitätswandel zu überzeugen. Eine knappe Mehrheit der befragten Verbraucher:innen wünscht sich, dass die Bundesregierung die Bevölkerung stärker an den politischen Maßnahmen im Bereich autonomes Fahren beteiligt. Dieser Wunsch ist mit 63 Prozent bei den Befragten unter 30 Jahren besonders hoch.
Keine Überraschung, sind das doch die zukünftigen Nutzer:innen solcher Fahrzeuge. Neben Investitionen in die Technologieentwicklung selbst muss dringend in den gesellschaftlichen Dialog und in Bürgerbeteiligung bei der Gestaltung eines digitalisierten Mobilitätssystems investiert werden. In den nächsten fünf Jahren sind immer mehr automatisierte oder autonome Fahrzeuge auf der Straße unterwegs. Der/die nächste Bundesverkehrsminister:in muss einen Dialog- und Beteiligungsprozess einführen und aktiv begleiten, um bei einer klima- und sozialgerechten Mobilitätswende alle abzuholen.
Umgang mit Verbraucherdaten entscheidet über die Mobilitätswende
Die Erfahrungen in der Corona-Pandemie zeigen: Digitalisierung löst Verhaltensänderungen aus – auch in der Mobilität. Wenn Politik und Industrie den Weg in die digitalisierte Mobilität ebnen wollen, müssen Daten als Treibstoff des Vertrauens gelten. Der Datenraum Mobilität oder Mobility Data Space (MDS) wird ein gemeinsames level playing field für „mehr als 200 Stakeholder geschaffen – talentierte und engagierte Menschen aus globalen Unternehmen, Start-ups, lokalen Behörden, Forschungsinstituten und Regierungsstellen“ – so verkündete es Acatech-Präsident Karl-Heinz Streibich im Background Verkehr & Smart Mobility vom vergangenen Freitag.
Eines „transparenten, fairen, vertrauensvollen und souveränen Austauschs von Mobilitätsdaten“ bedarf es aber nicht nur zwischen den Stakeholder im MDS, sondern dies muss auf Augenhöhe auch gegenüber den Verbraucher:innen sichergestellt werden. Sonst sind weiterhin wenige bereit, ihre Mobilitätsdaten zu teilen. Laut Umfrage sind 35 Prozent der Befragten skeptisch und wollen ihre Mobilitätsdaten gar nicht teilen. Knapp jeder Vierte würde aber unter der Bedingung, selbst von der Datenweitergabe zu profitieren, Daten weitergeben. Gut jeder Dritte sogar, wenn sie der Allgemeinheit nutzt. Transparenz und Vertrauenswürdigkeit sind die Schlüsselfaktoren der Digitalisierung. Nur wenn es die nächste Bundesregierung schafft, den vertrauenswürdigen Umgang mit Mobilitätsdaten überzeugend sicherzustellen, werden Verbraucher:innen fahrerlos und rundum vernetzt mitkommen.