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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Mit Diversität gegen Fachkräftemangel punkten

Alfred Loidl, Vorstand bei Österreichische Postbus AG
Alfred Loidl, Vorstand bei Österreichische Postbus AG Foto: Marek Knopp

Die Österreichische Postbus AG geht verschiedene Wege, um Menschen für den Beruf als Busfahrer:in zu gewinnen. Gelebte Diversität und neue Rollenbilder sind ein Mittel, um dem akuten Fachkräftemangel zu begegnen.

von Alfred Loidl

veröffentlicht am 29.02.2024

aktualisiert am 03.03.2024

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Die Mobilitätsbranche ist sicher eine der spannendsten Branchen überhaupt, aber mit Sicherheit auch eine der Unterschätztesten. Sie befindet sich gerade in einem Wandel. Denn die öffentliche Mobilität ist für den Klimaschutz und die Zukunft unseres Planeten eine der bedeutendsten Branchen. 

Die Klimakrise ist die Herausforderung der heutigen Generation. Im Bereich der Mobilität wird bereits viel hervorragende Arbeit und damit ein wichtiger sowie wertvoller Beitrag geleistet. Für eine erfolgreiche Verkehrswende kann aber noch so viel mehr bewegt werden. Busfahren ist ein Beispiel für nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität, und jeder Mensch, den wir vom Busfahren überzeugen können, leistet einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. 

Buslenker:in ist ein sinnvoller Job mit vielen Perspektiven und bunter Abwechslung im täglichen Arbeitsalltag. Busse gelten oftmals als ein unterschätztes Verkehrsmittel. Jedoch werden mit dem Bus Tag für Tag viele Menschen – ob groß oder klein – sicher und pünktlich an ihr Ziel gebracht. So sind die Buslenker:innen beim Postbus auch oft diejenigen, die sicherstellen, dass die Nahversorgung in ländlichen Gebieten aufrechterhalten bleibt. Ohne sie würden viele Kinder nicht zur Schule kommen. 

Die Welt befindet sich im Wandel

Daher gilt für die Österreichische Postbus AG: Große Aufgaben unserer Gesellschaft und der Zukunft fragen nach Lösungen und nicht nach dem Geschlecht, dem Alter, der Herkunft, der Religionszugehörigkeit oder der sexuellen Orientierung. Die Welt befindet sich im Wandel, traditionelle Geschlechterrollen und Stereotypen haben sich zunehmend aufgelöst

Frauen sind mittlerweile in allen Bereichen der Gesellschaft vertreten und arbeiten in Branchen, die früher von Männern dominiert waren. Beim Postbus sind mittlerweile viele Frauen als Lenkerinnen beschäftigt, ein klarer Beweis dafür, dass Geschlecht in unserem Unternehmen und in unserer Branche keine Rolle spielt. 

Die Leidenschaft unserer Mitarbeiterinnen für ihre Aufgaben zeigen deutlich, dass Frauen in technischen Berufen eine wertvolle Bereicherung sind. Deshalb soll man sich nicht von Zweiflern abhalten lassen, sondern die Skepsis als Ansporn nutzen. Ganz gleich, ob Mann oder Frau, der Wille und die Entschlossenheit sind entscheidend, etwas zu bewegen und einen sinnvollen Job machen zu wollen.

Frauenförderung für technische Berufe

Dennoch ist es für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und damit dem Postbus besonders wichtig, möglichst viele Frauen für den Lenkerberuf und insbesondere für technische Bereiche zu begeistern. Aus diesem Grund arbeiten wir auch eng mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) zusammen. 2017 wurde in Kooperation mit dem AMS das: „Frauen in Handwerk und Technik (FiT)“- Programm gestartet. 

Dabei werden Frauen ermutigt, einen sinnvollen, aussichtsreichen, erfüllenden Job in ursprünglich nicht-traditionellen Berufen zu erlernen und zu finden. Es gibt bei den ÖBB und damit auch beim Postbus keinen Beruf, den Frauen nicht ausüben können – das gilt insbesondere auch für Buslenker:innen. Das zeigt sich auch in den Zahlen: Seit 2015 konnten wir den Anteil der Buslenkerinnen von 3,5 Prozent auf heute über acht Prozent mehr als verdoppeln

Natürlich setzen wir nicht ausschließlich auf mehr Frauen im Lenkberuf. Vielmehr nutzen wir die Vielfalt unserer Gesellschaft, um erfolgreich in unserer Branche zu sein. Darum ist es uns besonders wichtig, nicht nur mehr Frauen für untypische Berufe zu begeistern, vielmehr sehen wir in der gesellschaftlichen Buntheit unseren Erfolgsfaktor.

Diversität als Erfolgsfaktor gegen Fachkräftemangel

Der Fach- und Arbeitskräftemangel wird den Wirtschaftsstandort Österreich in den nächsten Jahren belasten. Wir haben alle damit gerechnet, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung in ein paar Jahren einen „war for talents“ geben wird. Dass uns diese Situation so schnell und so akut trifft, ist für uns alle herausfordernd. Diversität ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen in der Zukunft. 

Diversität bedeutet Buntheit sowohl bei Geschlecht, Herkunft, Alter, als auch Religion oder sexueller Orientierung. Vielfalt muss sich daher auch in der Personalauswahl widerspiegeln. Dafür müssen wir die Berufsbilder in unserem Kopf und unsere Narrative verändern. Das gelingt zum Beispiel durch Sichtbarmachen von Mitarbeiter:innen, die nicht dem „klassischen Bild“ eines Buslenkers entsprechen, und durch Veränderung der Texte in Stelleninseraten, die (durchaus unbewusst) auf genau dieses klassische Bild zugeschnitten waren. 

Diversität nimmt natürlich auch in der Belegschaft von Postbus einen zentralen Stellenwert ein. Denn Diversität fördert Zusammenarbeit im Team. Bereits heute sind Buslenker:innen und Kfz-Mechaniker:innen aus 46 verschiedenen Ländern im Team der Österreichischen Postbus AG. Kolleg:innen aus Österreich arbeiten Seite an Seite mit Kolleg:innen aus Afghanistan, Syrien, Großbritannien, Brasilien, Kroatien oder dem Kosovo. Und das ist gut so. Auch für den Geschäftserfolg ist Vielfalt wichtiger denn je, schließlich sind ja auch unsere Fahrgäste sehr divers. Das Erfolgsrezept lautet daher für die ÖBB und den Postbus: Wir nutzen die Vielfalt und unterschiedliche Talente unserer Mitarbeiter:innen zum Vorteil aller!

Im Sommer in Spanien, im Winter in Österreich

Darüber hinaus gehen wir beim Postbus auch beim Recruiting schon länger den Weg, dass wir im benachbarten Ausland aktiv werden. Neu ist, dass wir Skibuslenker:innen mittlerweile auch in Spanien suchen und dass wir Mechaniker:innen in Tunesien ansprechen. Buslenker:innen sind im Sommer in Spanien in der Tourismusbranche viel im Einsatz, im Winter haben sie hingegen weniger Arbeit und können daher nach Österreich kommen. Diese neuen Märkte werden entscheidend sein, um dem Personalmangel entgegenwirken und wachsen können. 

Wichtig ist noch hervorzuheben, dass es zentral ist, auch altersmäßig diverser zu werden. Wir unterstützen beim Postbus deshalb ausdrücklich die Idee, dass für Pensionisten, also auch für pensionierte Buslenker:innen, steuerliche Anreize geschaffen werden, damit sie wieder freiwillig in Teilzeit arbeiten können. Postbus braucht überdies mehr jüngere Buslenker:innen. Dafür müsste das Mindestalter für den Busführerschein von 21 Jahren herabgesenkt werden auf 18 oder 19 Jahre, auch dazu gibt es bereits Initiativen, die wir unterstützen. 

Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit Verkehrsverbünden ein Modell und ein eigens Ausbildungsprogramm entwickelt, womit gezielt Menschen angesprochen werden, die sich umorientieren und sich den Traum zum eigenen Busführerschein realisieren möchten. Ganz gleich ob Neueinsteiger:innen, Umsteiger:innen bzw. Wiedereinsteiger:innen oder Besitzer:in einer aktuellen D95-Qualifikation sowie einer Fahrerkarte. 

Der Postbus ermöglicht somit auch neuen Kolleg:innen, auch ohne Busführerschein, bereits ab dem ersten Tag der Ausbildung eine Anstellung. Die Kosten für den Führerschein werden vom Unternehmen übernommen. Ein vielversprechendes Programm – auch mit unterschiedlichen Modellen und Teilzeit-Varianten, beruflichen Perspektiven sowie Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten, womit der Beruf Buslenker:in beim Postbus schnell zur Leidenschaft wird. 

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