Nach der Diskussion um die Ausstattung von Ladesäulen mit Kartenlesegeräten kommt nun der nächste Vorschlag, der nicht in eine immer digitalere Gesellschaft passt: Im Rahmen der Preistransparenz beim Sofortladen gibt es im Wirtschaftsministerium Überlegungen, den Preis für den Ladestrom durch einen Aufkleber anzeigen zulassen.
Preis-Aufkleber an der Ladesäule sind kein Signal für den Aufbruch ins digitale Zeitalter, sondern teuer und nutzlos. Darüber hinaus sind sie nicht zweckmäßig: Sie brauchen Platz, unterliegen Witterungseinflüssen und müssen regelmäßig kontrolliert und aktualisiert werden. Vor allem können sie der Preisentwicklung nicht dynamisch folgen und schränken damit die Preistransparenz und den Preiswettbewerb deutlich ein. Verbraucherfreundliche Preismodelle wie aktuelle Nacht- und/oder Wochenendtarife sind mit Aufklebern nicht möglich. Hinzu kommt: Auch die AGBs und das Kleingedruckte müssten auf die Säule geklebt werden.
Auch die alternative Ausstattung mit einem Display ist keine sinnvolle Lösung. Sie erfordert größeren Aufwand bei den Herstellern und Betreibern von Ladesäulen. Neben Nachrüstung und Integration in den oft knappen Bauraum sind insbesondere bei der eichrechtlichen Behandlung und Zertifizierung längere Genehmigungszeiträume zu erwarten, die erfahrungsgemäß mehrere Jahre dauern können. Lange Umsetzungszeit und hohe Entwicklungsaufwände stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen und stellen eine weitere Hürde beim Aufbau von Ladeinfrastruktur dar.
Aufkleber Ausdruck von digitaler Rückständigkeit
Transparenz für die Kundinnen und Kunden ist natürlich ein wichtiges Anliegen. Der richtige und zukunftsorientierte Weg dafür ist aber, für die Preisanzeige und Auswahl das Mobiltelefon des Nutzers zu verwenden. Über einen QR Code beispielsweise können dem Nutzer in einer webbasierten Anzeige die aktuellen Preise angezeigt werden - und er kann komfortabel den für ihn besten Tarif auswählen.
Die Corona-Pandemie hat die digitalen Rückstände in Deutschland offengelegt. Veraltete Bezahlsysteme, die die noch nicht verabschiedete Ladesäulenverordnung vorsieht, und nun die Preisangabenverordnung mit der Aufklebervorgabe, sind ein Beleg für diesen Rückstand. Dabei wäre die Ladesäule ein guter Ort, um den Willen zur smarten Digitalisierung zu demonstrieren.
Nur mit einfachen und schnellen und kundenfreundlichen Lösungen kann der so dringend notwendige Ausbau beschleunigt werden. Aktuell hinkt der Aufbau von Ladepunkten leider dem Hochlauf der Elektrofahrzeuge dramatisch nach. Es entstehen wöchentlich zwischen 200 und 300 Ladepunkte, benötigt werden circa 2.000. Auch das bisher sehr erfolgreiche Wallboxprogramm, das eigentlich bis zum Ende des Jahres dauern sollte, ist gerade zum Erliegen gekommen, da die Mittel ausgeschöpft sind. Es werden aktuell keine neuen Anträge angenommen. Jede Lademöglichkeit hilft, den Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen. Daher sollte dieses Programm kurzfristig verlängert werden.