Shareconomy, intermodaler Verkehr, Convenience, Mobilitätsplattformen, E-Mobilität, autonome Systeme: Diese Stichwörter bestimmen zunehmend die aktuelle Mobilitätsdebatte, bei der das Auto mit fossiler Antriebstechnologie zunehmend unter Druck gerät. Eindrucksvoll unterstreicht die Stadt Shanghai diese Entwicklung. In ihrem Zehn-Jahres-Plan hat sie 2013 das Ziel ausgegeben, den Anteil des öffentlichen Verkehrs sowie des Rad- und Fußverkehrs auf mindestens 80 Prozent zu heben. Gleichzeitig sollen über 50 Prozent der öffentlichen Busse mit Grünstrom angetrieben werden. So soll die Stadt grüner und smarter gemacht werden.
Kennen Sie auch nur eine
deutsche Stadt oder Kommune mit ähnlich ehrgeizigen Mobilitätszielen? Ich
nicht. Dabei brauchen wir vermehrt solche ambitionierten
Pläne, um unsere Klimaschutzziele tatsächlich zu erreichen. Und keine
Mobilitätsplanung, die durch die Windschutzscheibe betrieben wird und von
Bildern einer autogerechten Stadt der 1950er und 1960er Jahre geprägt ist. Das
ist nicht mehr zeitgemäß.
Mobilität stellt immer die Frage, wie Personen und Güter von A nach B kommen. Das hat direkten Einfluss darauf, wie wir in Zukunft unsere Städte planen und sicherstellen, dass wir den ländlichen Raum nicht weiter abhängen. Mobilitätsplanung ist Stadt- und Regionalplanung und muss unter Einbindung verschiedener Akteurinnen und Akteure partizipativ gestaltet sein.
Mobilitätswende: Moderator und Organisator gesucht
Das erfordert eine Innovationskultur, bei der Wirtschaft,
Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Dialog treten, ihre
unterschiedlichen Perspektiven einbringen und lernen, Differenzen auszuhalten.
Das Festhalten an der eigenen Position und das Wiederholen alter, tradierter
Argumentationsmustern führen uns nicht auf den Weg zu einer anpassungsfähigen
Innovationsgesellschaft. Wir brauchen
endlich positive Zukunftsbilder die zeigen, wie Mobilität in unserer
Gesellschaft in 20 bis 30 Jahren aussehen wird. Solche fehlen vollständig. Wenn
wir bei dieser Zukunftsfrage allerdings immer nur an E-Ladestationen und
Flugtaxis denken, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass zukünftig alle
Straßen mit Ladesäulen zugepflastert sind und der Luftraum mit Flugtaxis
verstopft ist.
Um die Zukunftsfragen
ernsthaft und vor allem schnell zu beantworten und positive Zukunftsbilder zu
entwickeln, brauchen wir neue Kooperationen
im Mobilitätssektor. Die zentrale Frage dabei lautet: Wer übernimmt dabei
die Rolle des Organisators und des Moderators?
Für mich sind die Verbundunternehmen die geeigneten Akteure. Ihr Verbundgebiet ist heute bereits eine Art Plattform, auf der sich alle Partner und Stakeholder gegenseitig unterstützen und ergänzen können: Städte, Gemeinden, Landkreise, Verkehrsunternehmen und Mobilitätsdienstleister. Dabei haben sie gemeinsam immer den Kunden mit seinen spezifischen Wünschen und Bedürfnissen im Fokus. Ihr Verbundgebiet umfasst sowohl Städte als auch den ländlichen Raum. Mobilitätslösung werden also immer im regionalen Maßstab entwickelt.
Erfahrungen vorhanden, jetzt geht es um Verknüpfung
Zu guter Letzt sind
Verbundunternehmen öffentliche Eigenbetriebe und damit dem Gemeinwohl
verpflichtet – ein entscheidender Aspekt, um Mobilität fairer, nutzerorientierter, smarter, ressourcenschonender und
klimafreundlicher zu gestalten. Das Wissen, wie wir das machen müssen, ist
heute bereits vorhanden.
Wir wissen, welche Soft
und Hard Skills die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mobilitätssektor in den
kommenden drei bis fünf Jahren aufbauen müssen. Wir kennen die Trends im
digitalen Zeitalter, die veränderten Nutzerbedürfnisse als auch die Möglichkeiten
neuer Technologien wie Künstliche
Intelligenz, das Internet der Dinge oder Blockchain, um neue
Mobilitätsservice zu realisieren. Wir sind transformationserfahren, denn das
ist nicht unsere erste Verkehrswende, die das Aufkommens neuer Verkehrsmittel
und Antriebstechnolgien mit sich bringt und die wir erfolgreich gemeistert
haben.
Kooperationen sind immer
auch der Aufbau von Wissensnetzwerken.
Diese müssen jetzt schnell entstehen, damit wir unseren Kindern nicht eines
Tages erzählen müssen, wir hätten zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht gewusst,
wie wir die Verkehrswende angehen müssen.