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Verkehr & Smart Mobility

Standpunkte Wie die Technologie das Sicherheitspersonal in der Luftfahrt entlastet

Jos Beernink, Vizepräsident EMEA von Milestone Systems
Jos Beernink, Vizepräsident EMEA von Milestone Systems Foto: Milestone Systems

Technologie und die Auswertung großer Datenmengen können helfen, den Fachkräftemangel an Flughäfen zu beheben. Damit verbunden sind allerdings Herausforderungen wie hohe Anfangsinvestitionen, Aus- und Weiterbildung von Personal sowie Datenschutz und -sicherheit.

von Jos Beernink

veröffentlicht am 21.06.2023

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Kaum ein anderes Thema beschäftigt Politik und Wirtschaft aktuell so sehr wie der Mangel an Fachkräften. Es gibt keine Branche, die nicht über Personalknappheit klagt. Und immer häufiger wird der Fachkräftemangel auch im Alltag der Menschen spürbar. So wie im Sommer 2022, als deutsche Flughäfen aufgrund von fehlendem Personal im Chaos versanken.

Es ist absehbar, dass sich der Arbeitskräftemangel aufgrund der demografischen Entwicklung noch weiter verschärfen wird. Umso wichtiger ist es, tragfähige Lösungen für die Zukunft zu finden. Eine davon ist der Einsatz von datengesteuerter Videotechnik, um das vorhandene Personal von Routineaufgaben zu entlasten, die Sicherheit vor Ort zu verbessern und die Wartezeiten für Reisende zu verkürzen.

Die Vorteile verantwortungsvoll eingesetzter Technik 

Mithilfe von Videomanagementsoftware können mehrere Bereiche gleichzeitig überwacht werden, wodurch die Ressourcen des Sicherheitspersonals entlastet werden. In Verbindung mit automatisierten Analysetools kann eine effektivere Überwachung und Alarmierung gewährleistet werden, sodass das Sicherheitspersonal wieder wertvolle Zeit für vorrangige Aufgaben hat.

Intelligente Videotechnologie kann so geschult werden, dass sie automatisch Ereignisse wie verdächtiges Verhalten, unbefugtes Betreten, medizinische Notfälle oder Brandgefahren erkennt, was wiederum eine schnellere Reaktion der Rettungsdienste oder des Sicherheitspersonals ermöglicht. Die Technologie übernimmt zeitaufwändige Aufgaben wie Blickkontrollen, entlastet damit das Sicherheitspersonal und setzt Ressourcen für Bereiche frei, in denen ein direkter Kontakt mit den Passagieren notwendig ist.

Die Auswertung großer Datenmengen ermöglicht zudem zuverlässige Vorhersagen über die Passagierströme und eine bessere Arbeitsorganisation. Ein weiteres Einsatzgebiet für moderne Videomanagementsoftware ist das Outsourcing der Flugsicherung. Aktuell steuern die Flughäfen Erfurt-Weimar und Saarbrücken ihren Flugbetrieb bereits über einen Remote-Tower, der von Leipzig aus von der Deutschen Flugsicherung betrieben wird. Dresden soll im Laufe des Jahres 2023 folgen.

Herausforderungen bei der Integration von Technik in die Arbeitswelt

Die Einführung neuer Technologien erfordert umfangreiche und hohe Anfangsinvestitionen. Dabei geht es nicht nur um die Anschaffung von Hard- und Software. Zentral für die Integration neuer Technologien ist die technische Kompetenz der Mitarbeiter. Die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter ist eine der Kernaufgaben bei der Integration neuer Technologien.

Arbeitskräfte müssen spezifische Kenntnisse zu Anwendungen und Tools besitzen, die in ihrer Branche oder ihrem Unternehmen eingesetzt werden. Unabdingbar ist auch das Wissen, wie Informationen und Daten verantwortungsvoll aufbewahrt, verwaltet und geschützt werden. Diese Prozesse sind mit erheblichem Aufwand verbunden, der sich aber auf lange Sicht auszahlt. 

Eine neue Technologie, die Daten sammelt, muss gewissenhaft mit diesen Daten umgehen. Der Schutz von Daten vor Verlust und Diebstahl ist eine wichtige Grundlage für den Einsatz von Videomanagementsoftware-Lösungen. Zusätzlich zu den gesetzlichen Regelungen von personenbezogenen Daten gibt es überdies technische Vorkehrungen, um Daten zu schützen.

Eine bekannte Methode ist die Verschlüsselung, durch die nur autorisierte Personen Zugriff auf sensible Daten haben. Eine weniger bekannte Methode ist das Data Masking, bei dem ein bestimmter Teil der Daten durch irrelevante oder falsche Daten ersetzt wird. Auf diese Weise bleibt der Inhalt der Daten für den Benutzer verfügbar, gleichzeitig werden wichtige Informationen vor potenziellen externen Angriffen geschützt.

Mit weniger Angst dem Fortschritt entgegen

Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen ist in vielen Branchen und Ländern bereits die Norm. Laut dem Global Innovation Index sind die Schweiz, Schweden und Großbritannien in Europa Spitzenreiter. Deutschland findet man dabei weltweit nicht einmal unter den Top Ten. Allerdings versuchen deutsche Unternehmen den Anschluss zu halten: Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2021 haben 78 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland ihre Digitalisierungsprojekte im Zuge der Pandemie beschleunigt.

In der deutschen Gesellschaft überwiegen nach wie vor Bedenken gegenüber dem technologischen Wandel. Fast die Hälfte der Deutschen verbindet mit dem Thema KI mehr Angst als Fortschritt und sieht weniger die Chancen, die in dieser Entwicklung liegen. Das hängt zum einen mit der Sorge um die Privatsphäre und den Datenschutz zusammen. Zum anderen befürchten die Menschen negative Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen

In Kombination mit intelligenten Anwendungen kann Videotechnologie einen wichtigen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels in Bereichen wie der Sicherheitsbranche leisten. Verantwortungsvoll eingesetzt, werden solche Werkzeuge dazu beitragen, die Effizienz des Flughafenbetriebs zu erhöhen, was zu kürzeren Wartezeiten für Reisende führt und gleichzeitig die Sicherheit verbessert.

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