Seit mehr als einem Jahr wird so viel über
Digitalisierung gesprochen wie nie zuvor. Gott sei Dank! Mit dem in
diesem Sommer veröffentlichtem Abschlussbericht weist die Enquete-Kommission
„Berufliche Bildung in der Digitalen Arbeitswelt“ gerade erneut darauf hin,
dass Reden alleine nicht hilft – es gilt vielmehr, digitale Fähigkeiten in der
breiten Masse der Gesellschaft zu verankern, um langfristige,
wirtschaftliche Teilhabe für alle in unserem Land zu gewährleisten. Denn
so können wir Menschen in einer sich verändernden Arbeitswelt neue Perspektiven
bieten und ihren Arbeitsplatz sichern.
Weiterbildung ist das Mittel gegen Fachkräftemangel
Dabei benennen die Expert:innen der Enquete-Kommission in ihrem Bericht genau das, was uns gesellschaftlich längst bewusst sein müsste: Berufliche digitale Weiterbildung ist das Instrument, mit dem wir dem wachsenden Fachkräftebedarf in der Bundesrepublik gerecht werden – und damit auch weltwirtschaftlich wettbewerbsfähig bleiben können. Vor allem Digitalexpert:innen fehlen. Um die wenigen, die es gibt, buhlen viele Wettbewerber:innen gleichzeitig. Dabei haben wir doch genug gut ausgebildete Arbeitskräfte in unserem Land. Wir sollten sie mit digitalen Qualifikationen ausstatten, anstatt sie zu ersetzen. Denn der Fachkräftemangel ist eher ein Qualifizierungsmangel.
In welchen Dimensionen der digitale Wandel sich auf Arbeitsplätze auswirkt, ist bereits vielfältig untersucht worden: Nach Schätzung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) müssen sich 40 bis 50 Prozent aller Beschäftigten schon bis 2030 in einem digitalen Jobprofil neu qualifizieren. Allein in der Automobilindustrie betrifft das rund 400.000 Jobs. Neben der Erstausbildung sind weiterbildende Qualifikationen also für eine Mehrheit deutscher Arbeitnehmer:innen integraler Bestandteil ihres Bildungsweges (Stichwort: lebenslanges Lernen).
Zu diesem Schluss kommt auch die Enquete-Kommission und geht noch einen Schritt weiter: „Damit ist die berufliche Weiterbildung nicht nur von überragender Bedeutung für die Deckung des Fachkräftebedarfs, sondern auch für den sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Im Klartext: Qualifizierungsmaßnahmen sind nicht nur für einzelne Berufsgruppen, sondern für uns alle innerhalb der Solidargemeinschaft ein absolutes Muss. Wie fatal die Digitalträgheit der Deutschen sich rächen kann, haben Homeschooling-Probleme und ein nur mangelhaft digitalisiertes öffentliches Gesundheitswesen in der Pandemiebewältigung nur allzu eindrucksvoll bewiesen.
Step by Step: So packen wir Digitalisierung an
Mein Eindruck ist, dass sich bei vielen beim Stichwort Digitalisierung eine Art Schockstarre einstellt: Wo nur anfangen? Mit diesen Schritten können Unternehmen starten:
- Mittels klarer Kommunikation und Transparenz bei Mitarbeitenden über Vorteile aufklären.
- Adäquate digitale Infrastruktur schaffen, damit alle Zugang zu digitalen Lösungen haben.
- Potenziale und Bedarf identifizieren: Welche Mitarbeitenden sollten Weiterbildungsmaßnahmen erhalten?
- Bei Bedarf Expert:innen aus der freien Wirtschaft einbeziehen, die passgenaue Weiterbildungsangebote erstellen und umsetzen können.
- Verbindliche Ziele setzen und in einem Zeitplan festhalten.
- Fördergelder beantragen.
(Förder-) Ampeln stehen auf grün
Die Bundesregierung hat das Potenzial von Weiterbildung in digitalen Kompetenzen schon vor dem Enquete-Bericht erkannt und mit dem Arbeit-von-morgen- und dem Qualifizierungschancengesetz Weichen gestellt: Sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Unternehmen, die in die Weiterbildung und Neuqualifizierung investieren, können dies großzügig fördern lassen. Bei kleineren Betrieben werden bis zu 100 Prozent der Kosten getragen. Wer die Chance verpasst, in die Digitalkompetenzen seiner Belegschaft zu investieren, geht das Risiko ein, sich und den eigenen Betrieb von der Digitalisierung abhängen zu lassen. Nutzen Sie die Chance.
Christopher Jahns ist Geschäftsführer der XU Group. Die 2016 gegründete GmbH bietet Weiterbildungsangebote für die digitale Arbeitswelt. Alle Kurse sind durch den TÜV Nord AZAV-zertifiziert und durch die Bundesagentur für Arbeit förderfähig. Zu den Kunden zählen unter anderem Allianz, Airbus, Bosch, Deutsche Bahn, Otto Group, Postbank oder Volkswagen. Zusammen mit der Verlagsgruppe Klett ist XU Initiator der staatlich anerkannten XU Exponential University of Applied Sciences.