Verwundert habe ich mitgelesen, wie die Proteste der Landwirte von einer eher sachlichen Betrachtung der Diesel-Subventionen zu einer Debatte über Rechtspopulismus wurden. Auch waren Vergleiche zu den Protesten der Letzten Generation häufig zu lesen. Obwohl beide eine ähnliche Protestweise wählten, erhielten die Landwirte dafür viel mehr Zustimmung. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Verbindung zwischen der Klimakrise und Landwirtschaft oft fehlt.
Dabei gehen sowohl die Probleme der Landwirtschaft als auch die der Letzten Generation an die Wurzel unserer Existenz. Es geht um unsere Erde, die Nahrung, die daraus folgt, Wasser und die Versorgung der Gesellschaft damit. Es geht um faire Preise, um die wahren Kosten der Landwirtschaft und um faire Bezahlung. Und es ist Zeit, das alles zu klären.
Auch große Maschinen gehören dazu
Eins vorneweg: Wir als GLS Bank und damit auch ich als Leiterin der Branche Ernährung stehen für eine Agrarwende. Seit unserer Gründung 1974 begleiten wir ökologische Höfe, denen es ein Ansinnen ist, die Erde möglichst fruchtbar und biodivers zu hinterlassen. Wir streben 100 Prozent Bio-Landwirtschaft an, weil es aus unserer Sicht die einzig sinnvolle Lösung ist, um Mensch und Natur zu erhalten.
Dabei gehen wir aber realistisch vor. Wir begleiten auch Unternehmen, die sich auf den Weg zu einem ökologischen Hof machen. Und ja, dazu gehören auch große Maschinen und Traktoren, die den Einsatz auf dem Feld ermöglichen. Aktuell gibt es auch keine klimafreundliche Alternative. Bei der Finanzierung sind uns folgende Aspekte besonders wichtig:
Wir bieten Finanzierungen an, wenn wir den Akteuren die Umsetzung zutrauen. Wir müssen überzeugt sein, dass es diesen mit hoher Wahrscheinlichkeit gelingt, einen Kredit auch wieder zurückzuzahlen. Das ist schwieriger, je mehr die Preise schwanken, auf die Landwirte oft keinen direkten Einfluss haben. Steigende Kosten und die Herausforderungen des Klimawandels, wie erhöhter Wasserbedarf oder Sicherung vor starken Witterungen erschweren das zunehmend.
Ist eine Rückzahlung realisierbar, prüfen wir im zweiten Schritt inhaltlich. Dabei gelten unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze. Zusätzlich sehen wir insbesondere bei Tierhaltung auf die Tierwohlstandards hin. Dieser geht auf Dauer über den „EU-Bio“-Standard hinaus. Insgesamt schätzen wir die ökologische Landwirtschaft als sehr finanzierungswürdig. Das fordern auch unsere Privatkund*innen immer wieder von uns ein, die als Genossen ihrer Bank mit uns ins Gespräch gehen. Sie wollen auch eine Landwirtschaft, die den Boden erhält und damit eine nachhaltige Bewirtschaftung erst möglich macht.
Gießkanne hilft Großbetrieben
Aus unserer Sicht sind die bestehenden Subventionen nach dem Gießkannenprinzip also eher schädlich. Sie bevorzugen große und konventionelle Betriebe. Diese wiederum unterliegen dann weiter dem Preisdruck großer Lebensmittelherstellern, genauer Edeka, Schwarz-Gruppe (Lidl), Aldi und Rewe. Das verzerrt den Wettbewerb komplett.
Am Ende haben Verbraucher:innen Lebensmittel aus Monokulturen, die unsere Lebensgrundlage zerstören und von denen Landwirte kaum leben können. Ökologische Erzeugnisse können hier eine sinnvolle Alternative bieten. Doch wirken sie im Vergleich teurer, da die Folgekosten etwa für pestizidverseuchte Böden und Wasser nicht in den Preisen enthalten sind. Diese Kosten werden aktuell von der Allgemeinheit in Form der Klimakosten getragen.
Aus meiner Sicht benötigen die Landwirte also Verlässlichkeit bei Preisen und Vorschriften, um die Landwirtschaft umweltverträglich und artgerecht umzubauen. Sie müssten sicher sein und die Macht haben, Preise bezahlt zu bekommen, die ihnen diese Arbeitsweise ermöglicht. Der Politik liegen seit vielen Jahren Konzepte vor, wie die notwendige Ökologisierung gelingen kann.
Wann, wenn nicht jetzt, ist der richtige Zeitpunkt, sie in die Tat umzusetzen.