Eine häufig gestellte Frage, die nicht zuletzt durch einen vor kurzem veröffentlichten „Spiegel“-Artikel befeuert wurde, ist die nach dem Geschäftsgebiet der stationsunabhängigen Carsharing-Anbieter. Die Frage lautet meist: „Warum bietet ihr Carsharing nur dort an, wo der öffentliche Nahverkehr sowieso schon gut ausgebaut ist?“ Ich möchte dieser Frage auf den Grund gehen und dabei mit dem impliziten Vorurteil „Carsharing Anbieter sind nur dort vertreten, wo sie nicht gebraucht werden“ aufräumen.
Verkehrsbelastung durch private Autos im Stadtkern
Fakt ist, in allen Stadtkernen deutscher Großstädte fährt (leider noch) eine Vielzahl an privaten Autos und sorgt für volle Straßen sowie Verkehrschaos und das, trotz eines gut ausgebauten und regelmäßig verkehrenden öffentlichen Nahverkehrs. Es besteht hier also durchaus Handlungsbedarf. Zum einen muss der private Autobesitz unattraktiver werden – durch Maut, erhöhte Parkgebühren für private Nutzer:innen und Tempolimits – und zum anderen müssen dem privaten Auto Alternativen entgegengesetzt werden.
Zusammenschluss von ÖPNV, Carsharing und Co.
Eine Alternative ist es, einen möglichst ausgewogenen, vernetzten Mobilitätsmix aus verschiedenen Angeboten, dazu zählen ÖPNV, Carsharing, Rollersharing, Scootersharing, Bikesharing, zur Verfügung zu stellen, um den Nutzer:innen maximalen Komfort, Freiheit und Flexibilität zu bieten. Dinge, für die der private Pkw steht.
Der öffentliche
Personennahverkehr (ÖPNV) ist in so einem Mobilitäts-Ökosystem ganz klar der
Grundpfeiler der urbanen Mobilität, ohne ihn geht es nicht. Carsharing spielt
ebenso eine tragende Rolle, versteht sich aber nicht als Ersatz zum ÖPNV,
sondern als Ergänzung. Denn ein flexibel anzumietendes Auto ermöglicht die
angesprochene Freiheit und kann verschiedene Nutzungsfälle abdecken. Eben genau
solche individuellen Bedarfsfälle sind es, die häufig als Begründung für ein
eigenes Auto herangezogen werden. Der Besuch bei der Tante, der wöchentliche
Einkauf, der Möbeltransport: Carsharing schafft hier Abhilfe.
Außenbezirke gehören zum Geschäftsgebiet
Im Grunde ist es aber ein Irrglaube, dass Carsharing-Anbieter, und da kann ich vor allem für Miles sprechen, nur innerhalb des Stadtkerns ihren Service anbieten. In Berlin deckt Miles beispielsweise über 200 Quadratkilometer Fläche ab, wovon lediglich 88 Quadratkilometer auf den S-Bahn-Ring fallen.
Carsharing in
Außenbezirken bedeutet allerdings einen höheren operativen Aufwand und damit
auch einen höheren monetären Aufwand für die Betreiber, da die Standzeiten hier
länger sind (aufgrund geringerer Auslastung). Da Carsharing aber nicht nur
ökologisch nachhaltig, sondern auch ökonomisch nachhaltig sein muss, ist es
nicht möglich, von jetzt auf gleich ganze Städte zu Geschäftsgebieten zu machen.
Straßenzug um Straßenzug werden die Gebiete erweitert, wie man der App
entnehmen kann.
Kriterien für
Geschäftsgebiet für stationsungebundenes Carsharing
Es gibt Orte und Begebenheiten, in denen es anspruchsvoll ist, stationsungebundenes Carsharing (Free Floating) aufzubauen und anzubieten. Bevor neue Städte eröffnet werden, gibt es deshalb verschiedene Fragen, die sich Carsharer hinsichtlich der Gebietsfestlegung stellen müssen: Gibt es dort ein Verkehrsproblem zu lösen? Können dort Autos substituiert werden? Gibt es Personen, die vom eigenen Auto aufs Carsharing umsteigen? Kann mit dem ÖPNV und anderen Mobilitätsanbietern ein nachhaltiger, flexibler und komfortabler Verbund gebildet werden? Wie gut sind die Gebiete angebunden? Vermischen sich Wohnen, Arbeit und Freizeit?
Die Branche des
digitalen Autoteilens ist noch eine junge und sie wächst. Es ist zwar nicht
realistisch abbildbar, direkt alle Städte gesamthaft oder alle Stadtgrößen
abzudecken, dafür aber bietet Carsharing eine Möglichkeit einer nachhaltigen
Mobilität, die keine Zuschüsse und Subventionen benötigt.
Je nach Stadt können individuelle Konzepte ausgearbeitet werden. Miles ist mehr als offen, um mit Städten und Kommunen in den Austausch zu treten und für die Stadt passende Integrationen zu finden. Am Ende des Tages eint uns doch (fast) alle ein Ziel: eine nachhaltige Mobilität für alle.