Seit diesem Monat läuft der Film „Black Panther 2“ in den Kinos. Das Superheldenepos spielt in Wakanda – einem stolzen, wohlhabenden und technologisch fortschrittlichen Land, das von einer Frau mitten in Afrika regiert wird. Auch wenn Wakanda fiktiv ist: Afrika ist im Begriff, eine neue Geschichte des Fortschritts und der Entwicklung zu schreiben. Stand jetzt liegen sechs der elf am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt in Afrika. Und fünf afrikanische Staaten zählen im Weltbank-Index „Doing Business“ zu den Top-Zehn-Reformländern. Mit seiner jungen Bevölkerung zeigt der afrikanische Kontinent beispiellose selbstentwickelte Innovationen, die immer mehr zu einem Wegweiser für die Zukunft Afrikas werden.
Datenfremdherrschaft oder Datensouveränität?
Infolgedessen interessieren sich private und staatliche Akteure vermehrt für Afrika – für seine Daten. Das Sammeln und Auswerten massiver Datenmengen ermöglicht es Unternehmen und Staaten, mehr Erkenntnisse und Wissen über Menschen zu gewinnen als je zuvor – und diese zu kommerzialisieren. Daten ermöglichen viele Innovationen und maßgeschneiderte Angebote, zum Beispiel in Form von personalisierter Werbung, die Kaufentscheidungen beeinflusst. Technologieunternehmen investieren jedoch nicht nur in die Digitalisierung Afrikas, um die persönliche Entfaltung seiner Bürger*innen oder die Entwicklung afrikanischer Länder zu unterstützen. Sie investieren auch, weil bisherige Märkte stagnieren und sie neue erschließen wollen.
Ein digitaler Binnenmarkt für Afrika
Daten sind auch in Afrika im Fokus wirtschaftlicher und politischer Interessen. Der Wunsch nach Datensouveränität und Datenschutz vereint Europäer*innen und Afrikaner*innen. Um einen Gewinn aus der digitalen Transformation zu ziehen, müssen wir gemeinsam daran arbeiten, unsere Datensouveränität aufrechtzuerhalten. Und wir müssen sicherstellen, dass es eine gerechte Teilhabe an der Wertschöpfung auf Grundlage unserer Daten gibt.
Das Ziel muss sein, dass die Menschen selbst darüber entscheiden können, welche ihrer Daten sie schützen und welche sie weitergeben wollen. Zu diesem Zweck hat die Afrikanische Union kürzlich ein Rahmenwerk für die Datenpolitik auf dem afrikanischen Kontinent („Continental Data Policy Framework“) vorgestellt. Smart Africa setzt dieses um und verfolgt dabei mehrere Ziele: Gesetze für Daten in allen Formen sollen harmonisiert werden, angefangen bei den Gesetzen zum Schutz personenbezogener Daten in Afrika.
Außerdem soll der grenzüberschreitende Datenverkehr und die gemeinsame Nutzung von Daten als Motor für Innovationen gefördert werden. Damit ist das Rahmenwerk ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Ziel von Smart Africa, bis 2030 einen digitalen Binnenmarkt in Afrika zu schaffen. Er bietet enorme Chancen und setzt ein Marktpotential von 1,3 Milliarden Menschen frei. Dies soll gleichzeitig mit einem hohen Datenschutzniveau einhergehen. 33 afrikanische Länder haben bereits Gesetze zum Schutz von Daten und Privatsphäre erlassen. Einige dieser Vorschriften, wie zum Beispiel in Kenia, sind mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU und ihrer Mitgliedsstaaten vergleichbar.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt diese Projekte gemeinsam mit der Smart Africa Alliance. Diese panafrikanische Institution hat das Ziel, eine digitale Gesellschaft auf der Grundlage afrikanischer Traditionen und Werte zu schaffen. Die Allianz besteht derzeit aus 35 afrikanischen Ländern. Gemeinsam haben sie eine starke Stimme, um die nachhaltige sozioökonomische Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) voranzutreiben. Die Allianz konzentriert sich auch bewusst auf Frauen und Mädchen, um die gleichberechtigte digitale Teilhabe der Geschlechter zu stärken.
Frauen vernetzen und fördern
Von der Digitalisierung kann natürlich nur profitieren, wer überhaupt online ist. Weltweit sind das etwa 62 Prozent der Männer, aber nur 57 Prozent der Frauen. In vielen afrikanischen Ländern ist dieser Abstand noch größer. Dieses Ungleichgewicht gehen wir gemeinsam an.
Um die Chancen des digitalen Wandels für Frauen und Mädchen in Afrika nutzbar zu machen, brauchen wir dringend mehr Investitionen und Vorbilder. Benin ist ein solches Vorbild: Mit 55 Prozent hat das Land einen der höchsten Anteile an weiblichen IKT-Hochschulabsolventinnen weltweit. Allerdings bleibt noch viel zu tun, denn dieser Erfolg hat sich noch nicht in wirtschaftlichen Vorteilen für Frauen niedergeschlagen.
Von Männern geführte Start-ups ziehen weitaus mehr Investitionen an. Mehr als 84 Prozent der Investitionen gehen an von Männern geführte Start-ups, lediglich drei Prozent an ausschließlich von Frauen gegründete Unternehmen. Hier müssen wir dringend nachjustieren und Frauen in der digitalen Entwicklungszusammenarbeit aktiv fördern. Frauen müssen genauso wie Männer von einem afrikanischen Binnenmarkt profitieren können. Echte Innovationssprünge sind nur dann möglich, wenn Frauen aktiv daran mitarbeiten können. Wenn ihre Lebensrealitäten und Lebensrisiken mitgedacht werden.
Ziel der europäischen und afrikanischen Digitalisierungskooperation sollte es sein, dass alle Menschen die Chancen neuer digitaler Technologien nutzen können. Gleichzeitig müssen Risiken wie Überwachung, Ausgrenzung, Ausbeutung und Abhängigkeit vermieden werden. Nur gemeinsam können wir das digitale Zeitalter sicher, fair und geschlechtergerecht gestalten.
Wakanda ist mehr als Science-Fiction, denn die rasche Einführung digitaler und mobiler Technologien hat Afrika bereits zum Weltmarktführer für mobiles Geld gemacht. Viele afrikanische Pionier*innen bauen daher schon heute dieses digitale souveräne Afrika auf.
Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Lacina Koné ist CEO von Smart Africa.